Was ist LRS/Legasthenie?
Die heutige Definition nach ICD10 (WHO) ist eine beschreibende, in der es heißt, das Hauptmerkmal der LSR besteht in der besonderen Schwierigkeit im Erwerb von Lese- und Rechtschreibfähigkeiten, die nicht auf alternative Ursachen wie allgemeine Intelligenzminderung, unzureichende Beschulung oder eine emotionale bzw. neurologische Störung zurückgeht.
Die Ursachen dieses Lernproblems sind sehr unterschiedlich, da jedes Kind seine eigene Geschichte hat. Die Gemeinsamkeit besteht in erheblichen Problemen in der Orthografie und meistens auch im Lesen, worunter fast alle diese Kinder leiden. Der Schulerfolg leidet in fast allen Fächern (Sachkunde, Textaufgaben ...) und das Selbstwertgefühl nimmt ab, was sich häufig auf alle Lebensbereiche auswirkt. Oftmals werden darüber hinaus körperliche Symptome entwickelt.
Lerntherapie als individuelle Hilfe
Eine integrierte Lerntherapie stellt das Kind/den Jugendlichen als ganzheitliches Wesen in den Mittelpunkt der Förderung.
Anhand vorhandener Gutachten und einer ausführlichen eigenen Diagnostik werden aktuelle Lernhaltung, psychosozialer Zustand sowie der genaue Leistungsstand des Schülers erfasst. Darüber hinaus werden die einzelnen Wahrnehmungsbereiche, die Kognition, die Konzentrationsfähigkeit und die Lernmotivation überprüft.
Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für den individuellen Therapieplan, dessen erstes Ziel es ist, Motivation und Anstrengungsbereitschaft, die durch viele Misserfolge in der Schullaufbahn verloren gegangen sind, wieder herzustellen.
Das Prinzip „Erfolge von Anfang an“ ist der wichtigste Baustein der Förderstunden. Die Lerntherapie ist also nicht mit Nachhilfe zu vergleichen, die sich am aktuellen Schulstoff orientiert, sondern sie verpflichtet sich, jedes Kind dort abzuholen. Wo es im Lernentwicklungsprozess stecken geblieben ist. Sie setzt also an den individuellen Lernvoraussetzungen des Kindes an und beginnt immer auf einem Niveau, auf dem Erfolgserlebnisse erzielt werden können.
Je nach Ausprägung der Schwierigkeiten und Interessen des Kindes kommen vielfältige Materialien und Methoden zur Anwendung, ein vorgefertigtes Programm gibt es nicht. Unser Therapiespektrum reicht – auf das individuelle Lernkonzept des Kindes abgestimmt – von interessens- und bedürfnisorientierten Angeboten über das Heranführen an die Notwendigkeit des Schriftsprachgebrauchs bis hin zum konkreten Einüben von Orthografie, Syntax und Semantik. Wahrnehmungs- und Konzentrationsförderung sind genauso kontinuierlicher Baustein der Förderstunde wie die Einbeziehung spieltherapeutischer Elemente.
Regelmäßiger Kontakt zu Eltern und LehrerInnen sind Teil des Therapiekonzeptes. Der Förderverlauf wird effektiviert durch gemeinsames Vorgehen aller am Lernprozess des Schülers beteiligten Personen, erste Loyalität gilt aber immer dem betroffenen Kind.